Auf ZEIT Online ist gerade ein Interview mit Gary Swart erschienen, dem Betreiber eines Vermittlungsportals für Freelancer aus Programmierung, Webdesign, Übersetzung oder Marketing.
Im Interview wird die schöne neue Arbeitswelt rund um diese Online-Portale natürlich sehr positiv gezeichnet. Bei Aussagen wie “89 Prozent der Auftraggeber sagen, dass Onlinearbeit ihre Unternehmen wettbewerbsfähiger macht” denke ich sofort: “Klar, weil sich auf den Online-Portalen alle gegenseitig unterbieten, kriegen am Ende 89 Prozent der Auftraggeber eine externe Dienstleistung zum Schnäppchenpreis”. Der ZEIT-Redakteur hakt auch ein und meint, es sei wohl “vor allem eine billige Art für Unternehmen, Arbeit aus reichen Ländern in arme zu verlegen und Löhne zu drücken?”. Gary Swart behauptet natürlich, die Firmen achteten mehr auf Qualität und weniger auf den Preis, aber das würde ich eher als Schönmalerei bezeichnen und das eine exemplarische Beispiel, dass in Sydney ein Auftraggeber erst mit Online-Kräften seine Firma zum Laufen brachte und jetzt lokal Leute fest einstellt, dürfte eher zu den Ausnahmen als zur Regel gehören.
Bei Aussagen wie “89 Prozent der Auftraggeber sagen, dass Onlinearbeit ihre Unternehmen wettbewerbsfähiger macht” denke ich sofort: “Klar, weil sich auf den Online-Portalen alle gegenseitig unterbieten, kriegen am Ende 89 Prozent der Auftraggeber eine externe Dienstleistung zum Schnäppchenpreis”. Der ZEIT-Redakteur hakt auch ein und meint, es sei wohl “vor allem eine billige Art für Unternehmen, Arbeit aus reichen Ländern in arme zu verlegen und Löhne zu drücken?”. Gary Swart behauptet natürlich, die Firmen achteten mehr auf Qualität und weniger auf den Preis, aber das würde ich eher als Schönmalerei bezeichnen und das eine exemplarische Beispiel, dass in Sydney ein Auftraggeber erst mit Online-Kräften seine Firma zum Laufen brachte und jetzt lokal Leute fest einstellt, dürfte eher zu den Ausnahmen als zur Regel gehören.
Etwas verwundert war ich über die Aussage “Wir haben eine Umfrage unter Freelancern weltweit gemacht. 72 Prozent derjenigen, die fest für eine Firma arbeiten, sagen, sie wollten ihren Job kündigen, um noch unabhängiger zu sein. 61 Prozent sagen, sie wollten in den nächsten zwei Jahren kündigen”.
Bitte wie?
Eine Umfrage unter Freelancern, die sagen, sie wollen ihren Job aufgeben? Das können eigentlich nur nebenberufliche Freelancer sein, oder nicht? Naja, wenn ich fest angestellt arbeite und in meiner Freizeit meine beruflichen Fähigkeiten auf eigene Rechnung vermarkte, dann verstehe ich auch, warum die Preise auf den Online-Plattformen so tief sind. Das sind wohl eher “Freiberufler”, die nebenher arbeiten und die es sich leisten können, das für ein Taschengeld zu tun.
Sehr fragwürdig finde ich auch, dass die Auftraggeber sechs Mal pro Stunde einen Screenshot vom Bildschirm der Auftragnehmer übermittelt bekommen – um schauen zu können, ob er/sie auch wirklich am Projekt arbeitet und nicht nebenbei die Facebook-Freundschaften pflegt.
Gerade im kreativen Bereich kann es doch sein, dass sich im Hirn nichts bewegt, weil gerade nur ein unklares und unstruktiertes Hin- und Hergewabere stattfindet. Und wenn man dann das verkrampfte Suchen nach der Lösung loslässt und etwas ganz Anderes macht, kommt plötzlich die Idee ums Eck geschossen. Wie kann es sein, dass kreative Denkleistungen minütlich abrufbar sein müssen? Was is’n das für’n Quatsch?
Jedenfalls weiß ich nach diesem Interview,
dass ich meine Leistungen bestimmt nicht über diese Vermittlungsplattform
anbieten werde – zumal ich denke, dass bei dieser Masse an vermittelten
Arbeitsstunden der Vermittler schon so viel an Provision einkassiert, dass ich
dieses Geschäftsmodell nicht auch noch mitfinanzieren will. Vermutlich ist das
nur für Freelancer interessant, die in Entwicklungsländern mit geringen
Lebenshaltungskosten sitzen und die froh sind, wenn täglich nur 5 oder 10
Dollar reinkommen. Wer aber in Deutschland lebt und von niedrigen Stundensätzen
eine Vermittlungsprovision zahlen muss und dann noch Betriebsausgaben plus
Lebenhaltungskosten zu tragen sind, dann ist das wirklich kein Geschäftsmodell,
mit dem sich leben lässt.