Vor einigen Tagen hat es in den Medien die Runde gemacht: der Verlag G+J (Brigitte, GEO) schmeißt die Journalisten raus und stockt stattdessen beim Projektmanagement auf, so dass künftig freie Journalisten die Texte liefern und die Projektmanager für das thematische und das termingerechte Abarbeiten der redaktionellen Inhalte sorgen.
Als Reaktion auf diese angekündigte Kündigungswelle hat eine GEO-Journalistin einen offenen Brief geschrieben, der im Netz gerade die Runde macht. Wer einmal selbst nachlesen möchte, wie durch eine Management-Entscheidung gleich etliche Journalisten ihre geregelte Altersvorsorge verlieren, folge dem Link zum Newsroom-Artikel.
Aus meiner Sicht ist das eines der vielen weiteren Beispiele, was in ein paar Jahren auf die Sozialkassen zukommt: Auf der einen Seite propagiert die Politik die Selbständigkeit als Instrument, um den Arbeitsmarkt zu entlasten. Auf der anderen Seite gibt es eigentlich nicht genug gut bezahlte Aufträge für das Heer der Freelancer. Sehr viele Freischaffende leben von Hungerlöhnen bzw. Hungerhonoraren. Und meiner Erfahrung nach ist dieser finanzielle Druck im Journalismus besonders groß.
Was hier zur Folge hat, dass die Journalisten ihre Dienste im Bereich Marketing und PR anbieten – aber leider viel zu billig. Aufgrund der Honorare nach Zeilenanzahl sind freie Journalisten extrem niedrige Honorare gewohnt und ruinieren gewollt oder ungewollt die eigentlich ganz vernünftigen Honoare der anderen Text-Freelancer, die nicht nach Textumfang abrechnen, sondern nach Arbeitszeit und Stundensatz.
Ähnliches kenne ich von Fotografen-Kollegen, die seit einigen Jahren nicht nur damit zu kämpfen haben, dass mit der Verbreitung von guten Digitalkameras viele Fotos selbst gemacht und gar nicht mehr beauftragt werden. Zusätzlich stehen Werbefotografen in Konkurrenz zu Pressefotografen, die eben auch ganz niedrige Bildhonorare gewohnt sind und ihre Dienste – im Vergleich zu einem Werbefotografen – oft für einen Apfel und ein Ei anbieten.
Wenn die Honorare und Stundensätze aber so gewaltig unter Druck stehen, bleibt eigentlich nur selten etwas übrig, was für den Aufbau einer privaten Altersvorsorge geeignet wäre. Bei den meisten Freelancern dürfte die Altersvorsorge daher sehr dürftig aussehen. Viele dürften am Ende in der Altersarmut landen.
Ob den Politikern das bewusst ist? Ich habe so meine Zweifel. Die Politiker predigen zwar schon lange, dass alle Erwerbstätigen private Rentenvorsorge betreiben müssten. Aber sie verraten uns nicht, wie das in Zeiten von Billiglöhnen und Dumpingpreisen zu bewerkstelligen sein soll.