5 Fragen an den studierten Fotodesigner Uli Oberst:

Du arbeitest seit 1991 selbständig als Fotodesigner – was war in den letzten Jahren dein bestes Erlebnis in Sachen Honorar?

Das beste Erlebnis ist schwer zu benennen, aber gerade in diesem Sommer habe ich bei einer neuen Agentur erlebt, dass mein Tagessatz ohne Wenn und Aber akzeptiert worden ist. Was wiederum meinen Eindruck bestätigt, dass größere Agenturen generell den Wert von Freelancer-Leistungen von vornherein besser einkalkulieren. Die Feilscherei gibt es eher bei kleineren Agenturen, die probieren häufiger, noch ein wenig an der Preisschraube zu drehen.

Gab es negative Erlebnisse?

Da gab es ein paar. Beispielsweise hatte ich mal vor einigen Jahren mit einer Agentur in Grünstadt zu tun, die haben herumgejammert, dass sie günstig anbieten müssten, weil es der erste Auftrag bei diesem Kunden sei und man erst mal ins Geschäft kommen wolle. Also habe ich zwei Arbeitstage zu einem Sonderpreis angeboten.

Dann war klar, dass der Zeitrahmen nicht einzuhalten war und die Arbeiten im Studio an einem weiteren Tag gemacht werden müssten. Also gab es Nachverhandlungen, wo ich mich nochmals auf einen Nachlass eingelassen habe. Der nächste Ärger kam dann mit der Rechnung. Dort stand ganz klar: „rein netto, ohne Abzüge“. Und was passiert? Die haben sich unverschämterweise noch Skonto abgezogen.

Ich habe dann einen Anwalt konsultiert und das restliche Geld noch bekommen. Insofern habe ich nicht sooo viel eingebüßt, aber ärgerlich war es trotzdem. Zumal ich später gehört habe, aus der Agentur würde verbreitet, man könne mit mir nicht zusammenarbeiten. Da ärgert man sich über einen Honorarnachlass dann doppelt.

Wie steht es mit der Konkurrenz durch Billig-Anbieter?

Die ist durchaus da. Zum einen hatte ich in den letzten Jahren mehrfach erlebt, dass ein Angestellter einer Stadt hier im Rhein-Neckar-Raum immer mit sehr günstigen Preisen auf dem Markt auftritt. Ein Kollege von mir hat sich mit ihm einmal unterhalten und gefragt, ob er sich selbständig machen wolle und da lautete die Antwort: Nein, als Angestellter sei ja für Altersvorsorge und Krankenversicherung gesorgt, auf diesen Vorteil zu verzichten, sei ja dumm. Für ein paar Euro nebenbei arbeiten sei da besser.

Ein anderes Mal bin ich unterboten worden von jemand, der als Pressefotograf bei einem Zeitungsverlag angestellt ist. Das war sehr ärgerlich, weil ich bis dahin schon drei Fahrten und etliche Stunden für Gespräche aufgewandt hatte. Aber als Freier kann man bei Angeboten nicht mit Angestellten mithalten, die überhaupt keine Sozialversicherungsbeiträge oder andere Kosten einkalkulieren müssen …

Wo liegen deiner Erfahrung nach weitere Knackpunkte derzeit?

Das Thema Künstlersozialversicherung ist zur Zeit ein großes Thema. Aus Kollegenkreisen hört man immer öfter, dass von den Werbeagenturen oder anderen Auftraggebern gefordert wird, das Honorar bitte um den KSK-Anteil zu senken – anderenfalls werde es keine Aufträge mehr geben. Das ist ganz klar gegen das Gesetz, hier heißt es ja ausdrücklich, dass dieser Anteil vom Auftraggeber zu tragen ist, aber es gibt vermutlich einige Freelancer, die das um des lieben Friedens Willen mitmachen.

Das Gesetz ist hier reichlich praxisfremd, weil der Markt nun einmal unter einem hohen Preisdruck steht. Deshalb müsste sich hier meiner Meinung nach auch auf politischer Ebene etwas tun. Es kann nicht angehen, dass Auftraggeber-Beiträge zur Absicherung von Künstlern letzten Endes von den Künstlern selbst getragen werden.

Wie lautet dein Schlusswort?

Wenn ich mir überlege, dass der AGD-Basis-Stundensatz bei 76,- Euro liegt und wenn ich dann sehe, dass meine Autowerkstatt für normale Mechaniker-Arbeiten einen Stundensatz von um die 90,- Euro in Rechnung stellt, dann kann ich diese Diskrepanz nicht mehr richtig nachvollziehen – es kann doch nicht sein, dass alles teurer wird, die Freelancer jedoch mit den Honoraren unten bleiben sollen. Schließlich erwarten die Kunden ja auch, dass ich ein fahrbereites Auto zur Verfügung habe, um vor Ort präsent zu sein …

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