Arbeitszeit und Honorare für Journalisten

Vor ein paar Tagen habe ich in der Serie der Süddeutschen “Wozu noch Journalismus?” den Beitrag von Stephan Ruß-Mohl mit den sechs Empfehlungen gelesen. Was für mich sehr interessant und neu war: dieser Autor berichtet freimütig, für den Artikel zehn Stunden Arbeitszeit benötigt zu haben.  Wobei er eingesteht, dabei manche Textpassagen aus anderen Artikeln zweitverwertet zu haben. Seiner Einschätzung nach hätte ein freier Journalist, wenn nicht zweitverwertet werden kann, eventuell noch mehr Arbeitszeit benötigt. Und dann verweist er auf die journalismus.com-Honorartabelle.

Bei manchen Zeitungen hätte man für zehn oder mehr Stunden Arbeit pro Artikel um die 180 Euro oder 13 Euro pro Stunde erhalten. Laut dieser Honorartabelle hätte ein gestandener Journalist bei einem renommierten Nachrichtenmagazin für 10 Stunden Arbeit ganze 180 Euro bekommen. Bei einer überregionalen und mindestens ebenso renommierten Zeitung wären es 13 Euro pro Stunde gewesen und damit um die 130 Euro.

Leider ist ja nicht jeder Werktag mit Aufträgen gefüllt. Es gibt ja auch Tage mit Leerlauf, die mit nicht honorierten administrativen Aufgaben gefüllt werden. Geht man von zwei Dritteln produktiver Tätigkeit aus (und das dürfte angesichts der derzeitigen Lage der Branche eher optimistisch sein), kommt ein freier Journalist damit auf einen Tagessatz von durchschnittlich vielleicht 144 Euro (bei 180 Euro für 10 Stunden Arbeit, was ja noch optimistisch geschätzt war) oder von 130 Euro (mit dem Stundensatz).

Der Monatsumsatz beträgt dann (bei 4 x 5 x 8 Stunden und bei 70 Prozent Auslastung, d.h. bei 112 Stunden Arbeitzeit pro Monat) vielleicht noch 14 x 144 Euro (also rund 2000 Euro brutto!) oder je nach Stundensatz um die 1820 Euro. Urlaubs- oder Krankheitszeiten sind darin natürlich nicht enthalten.

Von diesen rund 2000 oder 1800 Euro gehen natürlich erst einmal noch Betriebsausgaben in Form von Telefon, Auto, Büromaterial, EDV etc. ab. Je nach Kostenstruktur (ist vielleicht noch eine Miete fürs Büro zu zahlen?) bleiben davon vielleicht nur 1200 Euro. Davon geht dann nochmal die Krankenversicherung ab plus noch andere Vorsorgesachen. Oder vielleicht ein Kinderfreibetrag. Oder andere Freibeträge.

Und wieviel bleibt dann – nach Abzug aller Kosten und Freibeträge – noch übrig zum Leben? Nicht mehr viel. Ein Job als freier Journalist ist ein Hungerleiderjob (Ausnahmen sind natürlich sicherlich möglich).

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